Viren-Mythen
„Viren können Hardware zerstören!“
Was hört man nicht alles: Viren lassen den Hauptprozessor in einem Loop heiß laufen und durchglühen und Disketten und CDs werden in Laufwerken zu Klump geschreddert…
Das ist immerhin nicht völlig falsch.
Viren und andere Malware können alles, was auch Sie mit einer Software tun können. Gäbe es eine Software, die Ihren PC beschädigen kann, dann könnte Software ganz allgemein gesagt auch Ihren PC beschädigen.
Und solche Software gibt es:
- BIOS-Updates können auf Ihr BIOS schreibend zugreifen und es mit einer neuen Version überschreiben. Das bedeutet, theoretisch kann das auch eine Malware tun und dabei wahlweise irgendeinen teuflischen Ersatz implementieren oder einfach nur das BIOS shreddern. Gab es in der Praxis auch schon mal (CIH-Virus), doch eine angreifende Software muss dabei so viele Hindernisse überwinden und dann auch noch speziell angepasst sein an Ihr Mainboard … die Wahrscheinlichkeit ist daher einfach gering.
- Firmware-Updates können Ihren Brenner mit neuen Funktionen versehen oder andere PC-Komponenten aktualisieren – oder diese beim Versuch beschädigen. Theoretisch kann eine Malware das alles also ebenfalls. Aber mehr noch als beim BIOS-Update müsste ein Virus alle möglichen Firmware-Schreibroutinen mit sich herumschleppen…
- Mainboard-Tools zur Lüfter-Steuerung können Lüfterdrehzahlen senken, teilweise Lüfter komplett ausschalten (etwa auf Netbooks). Daher ist es theoretisch durchaus denkbar, dass eine Malware den Lüfter abstellt, und dann darauf hofft, dass die CPU zu heiß wird. Allerdings haben Sie dann kein Problem mit dampfendem Silizium, denn vorher stürzt einfach der Rechner ab – und damit auch der Virus.
„Viren zerstören Disketten und optische Medien“
Die Mär vom tödlichen, weil zu schnellen Disketten-Auswurf („Toaster-Virus“) kursierte mal wie wild, ist heute aber kaum mehr zu finden. Eigentlich schade, die Story war wirklich gut…
Was geht: Ein Programm, das den User erschreckt, indem es den Schreib-/Lese-Kopf wie wild hin und her schrabbeln lässt.
„Viren können Festplatten zerstören“
Die Theorie: Der Virus lässt den Schreib-Lese-Kopf einer Festplatte immer wieder gegen den innersten oder äußersten Sektor rattern und auf diese Weise geht dann das Laufwerk zum Teufel.
Mein Einwand: Laufwerke, bei denen das geht, gehören sowieso auf den Müll.
Dieser Mythos hat seinen Ursprung wohl in einigen Scherz-Tools, die es auf dem 64er und frühen PCs gab. Eines der Tools behauptete, der Pufferspeicher des Laufwerks habe einen Überlauf und man müsse ihn nun leer pumpen – passend dazu hörte man den gurgelnden Sound einer Klospülung. Ein anderes Tool spielte Melodien, indem es mit dem ziemlich lauten Schreib-/Lese-Kopf des 1541 „summte“…
„Viren können Monitore zerstören“
Es war einmal ein Virus, der das gesamte Bild auf einem einzelnen Pixel konzentrierte, wodurch der gebündelte Kathodenstrahl dann ein Loch in den Bildschirm brannte…
Humbug! Den Virus gab es nie, und technisch war das Ganze bestenfalls auf uralten Monochrom-Monitoren möglich.
Aber das neue, tödliche Hochfrequenz-Flackern, das LC-Displays in Flammen aufgehen lässt, das könnte doch … (nein. Hab ich gerade erfunden.)
„Viren können Netzteile zerstören“
Die Geschichte ist auch nicht ohne: Der Märchen-Virus strapaziert Speicher und CPU und GPUs und rattert ordentlich mit den Platten. Der PC saugt daher immens Strom, das Netzteil kommt mit der Stromlieferung nicht hinterher und geht deswegen in Flammen auf…
Nonsens.
- Noch mehr Viren-Mythen.