Playster für eBooks – legal? Kosten? Wie Playster.com kündigen?

Wer derzeit ein eBook sucht, landet früher oder später automatisch auf Playster.com. Dort lautet das Angebot: Hier gibts eine eBook-Flatrate für knapp 30 Euro monatlich! (Wie) Kann das sein?

Warum googelt man ein E-Book? Natürlich, weil man es umsonst haben will. Diese nachvollziehbare Einstellung ist allzu menschlich. Doch im Internet machen sich solches Denken allerlei Betrüger zu Nutze. Die folgende Masche ist dabei irgendwie besonders perfide, weil kompliziert, legal, schwer zu durchschauen.

Ist Playster legal? Die Kurzfassung:

  • Playster.com ist nicht illegal.
  • Dennoch:
    WARNUNG! Finger weg!
  • Abo-Kosten: ca. 110 bis 360 Euro minimum!
  • Kündigen? Schwer.

Die Langfassung:

So lockt man Dich auf Playster.com

Du suchst per Google oder sonstwie ein eBook. Das findest Du dann auch. Sieht etwa so aus:

ebook download google fusion table playster.com gratis legal kosten

Angebliches eBook zum Downloaden …

Der Link führt nicht bei allen, aber (bei mir derzeit beobachtbar) bei einer ganzen Reihe von eBooks zu “Google Fusiontables”. Von außen sieht die Seite aus wie ein zerschossenes Fragment aus einer Datenbank, “versehentlich” publik geworden, etc.

Ich glaube aber nicht dran, denn ich lasse das via Alerts clippen und kann sehen, dass da praktisch täglich neue eBooks eingestellt werden.

Egal, entscheidend für den Suchenden: In dem, was er zu Gesicht bekommt, ist etwas, das aussieht wie der begehrte Download Link:

ebook download playster.com gratis legal kosten kostenlos

Angeblicher Link auf den Download des eBooks …

Der ganze restliche Text der Tabelle dient nur als Suchmaschinen-Falle. (Und wie immer ist es Google völlig wurst, das 1. ihr Dienst hier für sowas missbraucht wird und 2. sie heiter darauf linken. Es gibt auch keine sinnvolle Möglichkeit, den Link Google zu melden – es ist ja weder DCMA-Verstoß noch Malware…)

Der angebliche Link wiederum entpuppt sich als Umleiter auf diese Seite:

playster.com legal? Kosten? Kündigen?

Flatrate von playster.com – legal?

Playster mal näher betrachtet

Spätestens jetzt wird
a) es kompliziert, aber
b) immerhin klar, dass hier niemand das angeblich angebotene E-Book kostenlos kriegt.

Ist Playster.com legal?

Ja, Playster ist wohl legal. Halbwegs. Und in meinen Augen dennoch ziemlich fragwürdig.

  • Soweit ich das abschätzen kann, ist Playster.com nicht illegal, jedenfalls nicht auffällig, ergo ein Dienst, der ganz legal E-Books als Flatrate anbietet.
  • Denn, und das ist wohl das Entscheidende:
    Das jeweils gesuchte, gewünschte, möglicherweise raubkopierte E-Book gibt es in den meisten Fällen bei Playster überhaupt nicht!
  • Ja, genau, richtig gelesen:
    Es gibt dort zwar eBooks.
    Und zwar legale.
    Aber es ist unwahrscheinlich, dass Du dort findest, was Du suchst* – auch wenn das oben genannte Link-System das suggeriert.

Sieht man aber genauer hin, wirk Playster zumindest shady, und damit meine ich auch AGB-Sätze wie diesen:
Durch die zur Erfassung und / oder der Nutzung der Dienste in irgendeiner Art und Weise – einschließlich, aber nicht beschränkt auf den Besuch oder die Website durchsuchen oder das Herunterladen von unserer Anwendung – stimmen Sie diesen Allgemeinen Geschäftsbedingungen und alle anderen Betriebsvorschriften, Richtlinien und Verfahren im Internet veröffentlicht Website von uns ist, durch Bezugnahme und jeder von denen, von denen jeder enthalten ist, kann von Zeit zu Zeit ohne Mitteilung an Sie aktualisiert werden. Wenn wir Änderungen vornehmen, die wir erhebliche betrachten, werden wir Sie durch ein geeignetes Mittel der elektronischen communication.From Zeit zu Zeit ein Teil der Dienstleistungen informieren können von uns festgelegten zusätzlichen Bedingungen unterliegen.” (signup.playster.com/terms)

Worin besteht nun die Masche von Playster?

Playster: ein 12-Monate-Abo

Okay, also: Es gibt dort gar keine Raubkopien. Wo also ist hier der Betrug?

Gar keiner. Der Trick ist, dass, wie bei Scareware, nichts illegales stattfindet, aber der Kunde eben dennoch reingelegt wird. Weil ihm bei Playster.com ein überteuertes Abo-Modell angedreht wird, das er gar nicht haben will.

  • Es entstehen dem Kunden durch Playster Kosten von knapp 30 Euro/Monat. 30 Euro?!?!? Dafür kann man monatlich 3 bis 4 teure E-Books *kaufen*! Ich finde das ein sensationell unattraktives Angebot. Okay, für eBooks allen kostet es knapp 9 Euro. Dennoch.
  • Playster ist pikanterweise ein Angebot, in dem die Suchenden die meisten der Bücher, wegen der sie drauf landeten, gar nicht finden werden. Das merken sie aber erst, wenn sie ihre Kreditkarte angegeben haben. Denn ohne vollständige Angabe von Kreditkarteninformationen kein Zugang*. Nicht wenige werden sich davon locken lassen…

Legale eBook-Flatrates gibt es auch in Deutschland, zum Beispiel skoobe.de oder Amazon.de/Prime. Damit ein Buch via Flatrate angeboten wird, müssen die Verlage oder Selbstverleger beim eBook-Digitaldistributor das jeweils freigeschaltet haben. Weil nicht jeder Verlag oder Autor das will, sind nicht alle Bücher als Flatrate zu haben, jedenfalls nicht legal.

Und bei Playster eher nicht. Als ich es prüfte, 14.5.2016, gab es dort überhaupt keine deutschen Bücher.

Aber ich kann doch Playster nach 30 Tagen kündigen?

Ach. Ist das so.
Na dann registrier Dich halt!

Ich gebe aber zu bedenken:

  • Es gehört bei halbseidenen, ja selbst bei einigen legalen Diensten zur Taktik, die Kündigung so schwer wie möglich zu machen.
  • Beispiel: Der Kunde will kündigen, findet aber den Link nicht; oder muß eine teure Hotline anrufen; oder es dauert eben lange; oder es “geht nicht” oder “klappte nicht wegen Fehler XY”, oder “es ging zwar scheinbar, aber in Wirklichkeit eben doch nicht”. Etc.

Ich persönlich glaube keine Minute daran, dass es mir gelingen würde, das 1-monatige “Frei-Abo” zu kündigen, ohne nicht wenigstens ein Mal zur Kasse gebeten zu werden. Ausprobiert habe ich das nicht, schon weil ich meine Kreditkartendaten nicht einem Unternehmen geben würde, dessen AGBs maschinell übersetzt sind, das mir den Einblick in die Auswahl des Angebots erschwert, dessen Kreditkartenformular deutlich verschweigt, dass ich mir ein 12-Monate-Abo einhandle.

Aber: Wenn es Dir “passiert” ist, dann schreib mir doch bitte die Story, wie es genau ablief. Gerne als Kommentar, ansonsten als Mail an – siehe Impressum.

Was mich in meiner Meinung bestärkt, sind einige Beschreibungen auf trustpilot.com/review/playster.com. Dort ist von einer Kündigungsprozedur die Rede, die sehr kompliziert sein soll, und die den Kunden unter Umständen im Glauben läßt, das 12-Monate-Abo gekündigt zu haben, obschon eben dies noch nicht der Fall ist. In Deutschland könnte man noch mit Einschreiben reagieren, aber in den USA? Lachhaft, dieses Geld ist weg.

UPDATE: Über diesen Link support.playster.com soll es ganz einfach gehen. Gibts Erfahrungen damit?

Wie hoch sind die Kosten von Playster? 360 Euro?!?

Im “Idealfall” stellt sich der “E-Book-Suchende” das sicher so vor:

  • Anmelden mit E-Mail,
  • Kreditkartendaten angeben.
  • E-Book kostenlos downloaden.
  • Abmelden und Playster kündigen.
    => E-Book für lau geklemmt. Macht’s gut, und danke für den Fisch!

Toll. Viel Glück!
Aber nehmen wir mal an, die Kündigung klappt NICHT so einfach.

  • Dann hast Du ein Abo am Hals. Für 12 Monate.
  • Nochmal zum Mitschreiben:
    12 Monate zu etwa 9 bis 30 Euro, macht etwa 110 bis 360 Euro.

(Vielleicht. Denn in den AGBs steht es anders:)

Playster Abo-Kosten

Playster Abo-Kosten lt. AGB

Wer ist denn nun der Betrüger? Playster?

Hmm. Fragen wir anders herum: Wer ist bei dieser Masche der Gewinner?

Ich sehe zwei:

  1. Playster.com:
    9 bis 30 Euro pro Monat. Die verdient man doch gern. Und zwar gern auch “egal wie”. Ein vertrauenswürdiger E-Book-Shop sieht jedenfalls anders aus.
  2. Vermittler:
    Irgendeine unbekannte Person oder Gruppe stellt massiv “Dokumente” ins Internet, die für Suchmaschinen optimiert sind, und die dazu dienen sollen, am Ende Kunden zu Playster.com zu locken. Wenn diese “Kunden” dann ein Playster-Abo abschliessen, kriegen die Vermittler Geld von Playster – über ein Affiliate-System.

Arbeiten die Vermittler im Auftrag von Playster? Das ist Definitionssache. Playster bewirbt sein Affiliate-System offensiv auf der Website, wohingegen es eine Einsicht in seine Buchauswahl deutlich erschwert, ebenso fällt es wohl schwer, das Abo zu kündigen. A Gschmäckle hat das schon.

Allerdings ist Playster nicht das einzige System, das von der Masche betroffen ist: tzarmedia.com, pcplayz.com, megaplayz.com, flixboxhd.com, um nur einige zu nennen, sind es auch. Es handelt sich also eher um einen Affiliate-Betrug, bei dem nicht bekannt ist, ob die betroffenen Flatrate-Unternehmen es a) tatsächlich wollen, b) nur billigend in Kauf nehmen, es c) ablehnen aber hinnehmen oder d) dagegen schon vorgehen. Man müsste sich die Unternehmen genau anschauen, um herauszufinden, ob sie vielleicht nur existieren, um teure legale Angebote zu verkaufen, die über Affiliate-Spam beworben werden … aber wo ist der Unterschied zu Amazon, die ihrerseits das halbe Web mit Links auf sich selbst verstopfen?

Fazit: Playster.com ist vielleicht legal, aber …

So, wie es für mich ausschaut, ist Playster

  • ein (legaler) Buchshop
  • mit einer legalen, aber begrenzten Auswahl an Büchern
  • ohne nennenswerte Zahl deutsche Bücher
  • aber höchst fragwürdigen Geschäftsbedingungen
  • für ein teures Abo-System (12 Monate Minimum)
  • das über ein (legales) Affiliate-Verdienst-System befeuert wird
  • dessen erwerbsmäßig agierende Nutznießer
  • über (legale) suchmaschinenoptimierte Dokumente
  • Playster einen Strom von “kostenlose-Ebook-Download-Suchenden” zuführt,
  • die dort ein teures Abo kaufen sollen,
  • das sie gar nicht haben wollen
  • weil sie ja eigentlich nur ne Raubkopie suchen.

Meine Meinung: Wer sich ein Bild von der Dimension machen will, google ebook download kostenlos site:google.com/fusiontables/.
Über 780.000 Treffer!
Das verleitet mich dann schon zur Spekulation, dass man bisher dagegen *nicht* oder nicht wirksam vorgeht, auch wenn das anhand der Affiliate-Codes natürlich möglich wäre. Für mich läßt das nur den Schluß zu, dass man hier zumindest in einigen Fällen Partners in Crime ist.

* Das Playster-Angebot durchsuchen

Wirft man Playster öffentlich vor, dass es keine Möglichkeit gibt, das Angebot zu durchsuchen, ohne ein Abo abzuschliessen, dann kommen schon mal die Support-Drohnen und werfen den Link https://read.playster.com/ aus.

Gut so, denn dort kann jeder sehen, dass es dort viele Bücher eben *nicht* gibt. Merkwürdig nur, dass der Link auf diese Seite auf der Playster-Website selbst nicht verlinkt ist. Ziemlich opak…

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Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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