Facebook Genehmigungsanfrage

  • Wer bei einer einzigen solchen Anwendung auf Zulassen klickt, und ich wage zu behaupten, dass es jeder mindestens einmal getan hat, braucht sich gar nicht mehr darüber zu beschweren, dass Facebook seine Daten hat, denn die Facebook-App hat sie nun auch. Mister Datenschutz müsste folgerichtig auch allen Apps aufs Dach steigen. Und weil das Blödsinn ist, könnte die Justiz einfach solche geschummelten Opt-In-Klicks verbieten – oder abmahnbar machen, geht doch mit vielen anderen Dingen auch.
  • Man stimmt, ich weiß nicht, wie viele sich das bewusst machen, den AGBs des Anbieters zu. Jede Wette, keine Sau liest die. In diesem Fall steht hier unter anderem: „By using the Service, you expressly agree that any data you may submit will be collected and stored in servers located within the United States.“ Das ist zwar bei Facebook eh der Fall, aber dort könnte genausogut China, Nordkorea, Iran stehen.
  • Die Erlaubnis, alle übernommenen Daten zu verändern, zu verkaufen, zu verändern holt man sich auch gleich: „You agree and warrant that your User Content is wholly original to you and you exclusively own all the rights to your User Content.  You agree that by using the Service, you grant МойКалендарь the right to convert, copy, display, edit, make derivative works, disclose, sell, sublicense, store, distribute, or otherwise use your User Content in any manner and in all forms or formats available now or in the future without any compensation to you or any other agreement.“ Sprich: Diese Firma darf mein Profilbild nehmen und irgendeinem Affen aufsetzen. Es darf auch das Profil-Foto einer Frau nehmen und in irgendein Porno-Social-Network bei Lockvogel-Profilen einbauen.
  • Man darf sich übrigens mal den Spaß machen, auf Nicht zulassen zu klicken. (Es passiert rein gar nichts, die Seite wird erneut geladen.) Diese Anwendung – wahrscheinlich ein weiterer Geburtstagskalender von der Sorte, die sich mindestens seit Monaten wie die Pest ausbreitet und von jedem Depp, auch von solchen, die man nicht für solche gehalten hat, angeklickt wird – „bittet“ also nicht um meine Genehmigung. Es fordert sie. Sonst gibt’s nix.

Das kann man nun alles fööörchtbar schlimm finden oder nicht. Ich finde es zumindest „sittenwidrig“ und darf ja wohl hoffen, dass diese Art, AGBs zuzustimmen, irgendwann für generell nichtig erklärt wird. Oder wird man eines Tages umgekehrt (und analog zur Copyright-Frage) sagen, es hätten ja so viele getan, es muss daher geltendes Recht werden?

Wenn ich mal fragen darf: Was nervt Sie an Facebook und er damit einhergehenden Datenschutzfrage (von mir aus auch: der Debatte darum) am meisten?

Nachtrag am Nachmittag: Nein, noch viel schlimmer, der echte (penetrante) Geburtstagskalender will noch viel mehr Rechte:

App-Seuche: Geburtstagskalender

App-Seuche: Geburtstagskalender

Sehr erheiternd: Klickt man auf die Anzeige der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, zeigt die App derzeit (Stand JETZT) _nichts_ und lädt statt dessen einfach diese App-Genehmigungsseite neu. Aha. Wählt man Anmeldung melden, um das zu petzen, kann man die App als Spam melden (ist sie nicht, nur eine Seuche) oder sexuelle etc. Beschwerde machen. Dass jemand eine AGB *nicht* zeigen würde und man *das* melden möchte, kommt in der FB-Logik gar nicht vor, es ist Mark Zuckerberg wahrscheinlich so schnurze wie Ilse Aigners Facebook-Austritt…

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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