Videoreportage über Ur-Computervirus “Pakistani Brain”

F-Secure-Mann Mikko Hyppönen wurde während seiner Reise von einem Kamerateam begleitet. Aus dem Filmmaterial produzierte F-Secure eine 10-minütige Reportage mit dem Titel „Brain – Searching for the first PC Virus“. Diese ist bisher das einzige Videointerview, in dem die beiden Brüder Stellung zu dem Virus (C)Brain beziehen, der sich damals weltweit über Floppy-Disks verbreitet hat. In dem Bericht betonen Amjad und Basit, dass „Brain“ nicht als schädlicher Virus konzipiert war, weshalb sie ihre Telefonnummern und Adressdaten im Programmcode eingebaut hatten:

Welcome to the Dungeon
(c) 1986 Basit & Amjad (pvt) Ltd.
BRAIN COMPUTER SERVICES
730 NIZAB BLOCK ALLAMA IQBAL TOWN
LAHORE-PAKISTAN
PHONE :430791,443248,280530.
Beware of this VIRUS….
Contact us for vaccination………… $#@%$@!!

Ihr Ziel sei es lediglich gewesen, die Multitasking-Fähigkeit der DOS-basierten Betriebssysteme zu testen, um herauszufinden, ob diese im Vergleich zu Unix-Systemen mehr oder weniger Sicherheitslücken aufwiesen, schreibt F-Secure etwas unkritisch. Na ja. Mikko Hyppönen jedenfalls hat sich gefreut wie ein Schnitzel: „Es war unglaublich. Kurz nachdem ich in Pakistan gelandet war, ging ich an der Adresse vorbei, die im Viruscode angegeben war, klopfte dort an die Tür und plötzlich standen die beiden Brüder vor mir, die das Virus vor 25 Jahren programmiert hatten.” Und weiter: “Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Reportage ein sehr wichtiges Kapitel Computergeschichte dokumentiert haben.“ Ganz gewiss.

Die beiden Brüder sind offenbar nicht mehr im Virengeschäft tätig sondern betreiben einen Internet-Serviceprovider namens Brain Telecommunication Ltd.

Der Film kann als kennzeichnend für einen Medienwandel gesehen werden. Die Medien – hier: das Fernsehen – sind schon lange nicht mehr in der Lage, solche Dokus zu drehen, meist aus Budget-Gründen (Musikantenstadl ist wichtiger) gepaart mit internen Mobbing-Politics und zahllosen Eitelkeiten und Profilneurosen. Ich selbst habe drei Fernsehdrehs mitgemacht (“Wenn Sie den Fluss der Daten zeigen wollen, warum filmen Sie das Stromkabel ab?” “Wie. Ach so. Ach, das Datenkabel, das Sie uns zeigten, ist so grau, das sieht nach nichts aus.”) und lehne seitdem TV-Kooperationen eher ab. Wie auch immer: Als Ergebnis werden wir künftig eine Welt haben, in der die Unternehmen selbst vermehrt Nachrichten machten und so auch verstärkt die Geschichte in ihrem Sinne umschreiben. Ich möchte das nicht konkret diesem Clip vorwerfen, aber der Trend ist schon seit langem sichtbar.

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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