Antivirus-Boot-CD von USB-Stick starten
Ich sage mal ganz frech: ein Mal im Monat sollte man seinen Rechner mit einer „garantiert“ (im Rahmen des praktikabel möglichen) virenfreien Boot-CD starten und den Rechner mit Hilfe dieses externen Betriebssystems scannen. Dann und nur dann ist einigermaßen (!) ausgeschlossen, dass aktive Viren, Würmer, Trojaner oder andere Malware das aktuell laufende Windows-System so manipulieren, dass der installierte Virenscanner „nichts findet“.
Unlängst durfte ich einen Rechner von einer Scareware befreien, auf der ein aktueller Bitdefender lief. Auch ein von einem Kaspersky „geschützter“ PC wurde schon vor meinen Augen vollständig verseucht (ich gebe es zu: es war mein eigener). Das passiert den besten Herstellern und ist auch gar nicht anders möglich (gottlob die nicht alltägliche Ausnahme) – daher ist der monatliche Scan von einer Antiviren-Boot-CD (Liste auf Downloads / Boot-CDs) eine sinnvolle Ergänzung.
Allerdings ist das gelegentlich leichter gesagt als getan, zum Beispiel auf Netbooks, die kein optisches Laufwerk haben. (Es gibt übrigens USB-CD-Drives für um die 30 Euro, aber das nur am Rande. Bzw. siehe ganze unten bei „Werbung“.)
In solchen und ähnlichen Fällen hilft ein System, das von USB-Stick startet. Einige Tipp-Weltmeister überschlagen sich darin, sieben oder mehr OSse auf einen Stick zu quetschen und arbeiten dazu gerne seitenlange Anleitungen durch. Ich gebe zu: Ich bin etwas faul und habe ein Tool gefunden, dass die Arbeit für mich abnimmt. Das funktioniert nicht immer, aber für mich reicht es.
UNetbootin
Das Tool heißt UNetbootin, ist Open Source und obendrein kostenlos.
- UNetbootin
unetbootin.sourceforge.net
Es nimmt fertige ISO-Images (auch Floppy-Images) und schreibt diese so auf einen USB-Stick, dass dieser davon booten kann. Ja mehr noch: das Tool lädt auf Wunsch sogar Linux-Distributionen aus dem Internet und schiebt sie auf den Stick. Sie brauchen nicht mehr tun, als die Distri auszuwählen.
Für ScareWare.de war natürlich nur wichtig, eine Antivirus-Boot-CD damit brennen zu können. Dazu verwenden Sie einfach die ISO-Abbilddatei der Boot-CD, zum Beispiel die von Avira Antivir (umfangreiche Liste siehe Downloads / Boot-CDs).
UNetbootin verwenden Sie also ganz einfach so:
- UNetbootin auf unetbootin.sourceforge.net downloaden
- ISO-File der Antiviren-Boot-CD downloaden
- UNetbootin starten, ISO-File laden, USB-Drive wählen, OK klicken
- Stick auswerfen, Rechner von USB-Stick booten, go.
Avira AntiVir Rescue CD von USB-Stick starten
So sieht es für Avira AntiVir Rescue CD aus:
Sie müssen zugeben: einfacher geht’s kaum. Und es funktioniert!
Rescue-CDs via UNetbootin laden
Wie schon angedeutet ist UNetbootin eigentlich vor allem dazu da, bestehende Linux-Live-Distris auf Stick zu ziehen. Dazu klicken Sie auf Select Distribution und wählen einfach eine aus. Es lohnt sich, den Hinweistext zu lesen, denn nicht jede Distri funktioniert auf Anhieb.
Sehr schön: Es gibt hier auch gleich eine Handvoll von Virenscanner-CDs, namentlich Dr.Web, F-Secure, Kaspersky. Auch das funktioniert natürlich nicht immer und nicht immer korrekt – ich habe es für Sie ausprobiert:
Antiviren-Boot-CDs: Was geht, was nicht?
Allgemein sei noch angemerkt: Bei den vier im folgenden genannten Rescue-CDs würde ich stets den manuellen Weg wählen, also das ISO-Image selbst downloaden. Nur so haben Sie garantiert die aktuelle Version – bei einigen Versionen ist UNetbootin meiner Beobachtung nach nicht immer auf dem neusten Stand.
Im folgenden die Rescue-CDs und ob sie auf USB funktionieren, die Links führen zu Einzel-Besprechungen der Scanner.
- Avira Antivir Rescue System funktioniert. Beim Booten erscheint ein zerschossen wirkendes Menü, wählen Sie einfach Default. Davon abgesehen geht alles: Also einfach booten, updaten und scannen. Super Sache.
- Dr.Web Live-CD funktioniert nicht, weder manuell noch via Distri-Menü. Jammert beim Start, will irgendwie eine CD haben … das Problem kann ein Linux-Guru mit etwas Fummelei sicher umgehen; ich aber bin bei Linux mehr enthusiastischer User als Guru, außerdem möchte ich Faulpelz ja eine schnelle 5-Minuten-Lösung. (Links auf ausführliche Super-Lösungen gerne als Kommentar ;-)
- F-Secure Rescue CD funktioniert, einschließlich Update.
- Kaspersky Rescue Disk 10 mit WindowsUnlocker hat inzwischen ein eigenes Tool, das die ISO auf einen USB-Stick schreibt.
Immerhin: Dank UNetbootin können Sie also drei alte USB-Sticks zu passablen Antivirus-Boot-Sticks machen!
Andere Live-Distributionen …
… aus der UNetbootin-Liste (neben den üblichen Verdächtigen wie Fedora):
- CloneZilla Live clonezilla.org – Image-Programm zu Klonen von Festplatten
- Gujin gujin.sourceforge.net– reiner Boot-Manager, falls der lokale Bootloader mal hinüber ist
- Parted Magic partedmagic.com – das ‚Partition Magic‘ des kleinen Mannes, ein Muss!
Eher an „Hacker“ richten sich:
- NTpasswd – greift von CD aus auf NT/XP/Vista…-Passwörter zu und kann diese auch ändern
- Ophcrack – dasselbe in Grün
Zu NTpasswd und Ophcrack eine Warnung: Ich persönlich würde eher ungern einem OS 1. Zugriff auf mein Windows und daher 2. Zugriff auch auf alle anderen Passwörter im System geben, weil es 3. nicht nur das eine gewünschte Passwort mir anzeigen, sondern auch die anderen live ins Netz schicken könnte. Daher würde ich NTpasswd und Ophcrack nur einsetzen, wenn ich vorher den LAN-Stecker ziehe, also hardwareseitig offline gehe. (Nur meine 5-Cent-Paranoia.)
Probleme?
- Wenn das Startmenü nicht funktioniert, lohnt sich ein Blick in die Datei syslinux.cfg – dazu reicht unter Windows der Notepad-Editor.
Weiterführende Links
- alle Artikel zum Thema Antivirus-Boot-CDs
Werbung:
Für Netbooks praktisch: von externem CD-Laufwerk booten. Hier zwei typische Laufwerke, zu kaufen bei Amazon.de: