Trashmail-Alternative: discard.email

Trashmail

Im Beitrag Wegwerf-E-Mail-Adressen: 10 Trashmail-Dienste hatte ich bereits verschiedene Dienste für Wegwerfmail vorgestellt. Darunter auch spambog.com, das nun von https://discard.email/ abgelöst wird und das Trashmail-Fans unbedingt mal ausprobieren sollten.

Trashmail – wozu?

Trashmail braucht man immer dann, wenn man irgendwo eine Mail-Adresse angeben muss, aber nicht seine wahre E-Mail-Adresse angeben möchte. Typisch sind zwei Gründe: 1. Sie wollen den Spam vermeiden, der meist immer dann kommt, wenn Sie Ihre E-Mail-Adresse einem zwielichtigen Webdienst übergeben. 2. Sie wollen anonym bleiben, zum Beispiel bei einem Kommentar. Zwei Anmeldungen dazu: Zu 1. Es hilft als Spamschutz wirklich. Zu 2. Dann sollten Sie den Trashmail-Dienst aber auch nur mit einem Anonymisierer wie Tor verwenden.

So funktioniert Trashmail

  • Sie besuchen die Website, in diesem Fall https://discard.email/
  • Sie geben einen Trashmail-Namen ein, etwa rumpelstilzchen oder schaufel oder sonstwas.
  • discard.email erzeugt daraus sofort eine Adresse, per Vorgabe zum Beispiel rumpelstilzchen@discard.email
  • Diese Trashmail-Adresse übernehmen Sie dann per Cut & Paste bei dem Dienst, dem Sie Ihre wahre Adresse nicht geben wollen.

    discard.email

    discard.email

  • A) Geht es nur um einen anonymen Kommentar, dann war‘s das: Sie klicken auf Postfach abrufen, verwenden die Mail-Adresse, schließen das Fenster und vergessen diese Wegwerf-Email.
  • B) Geht es hingegen um die Registrierung bei irgendwelchen Diensten, erhalten Sie ja meist eine Bestätigungsmail an die genannte Mail-Adresse. discard.email erlaubt es, diese Mail abzurufen. Nach dem Klick auf Postfach abrufen haben Sie daher einen temporären Posteingang:
    discard.email Posteingang

    discard.email Posteingang

    Discard.email behält Mails 30 Tage lang, das heißt, die üblichen Bestätigungsmail-Verzögerungen fallen nicht ins Gewicht.

Was an der Trashmail-Alternative: discard.email gefällt

  • RSS-Feed: Einfach den Feed abonnieren, schon kann man sehen, ob die erwartete Mail da ist.
  • Antworten möglich: Man kann Mails beantworten und weiterleiten.
  • Anonymer-E-Mail-Versand: Findet man selten; Sie können tatsächlich anonyme E-Mails verschicken! Damit das nicht für Spam missbraucht werden kann, nur 15 Mails an eine Person. Wer aber GPG extern benutzt und sich aus einem Internet-Café via Tor bei discard.email anmeldet, kann schon ziemlich anonyme, sichere Mails schreiben, etwa für Leaks.
  • Lange Speicherzeit: Mails werden 30 Tage aufbewahrt, der Posteingang der Trashmail ist sogar 90 Tage lang nutzbar.
  • Anhänge: Man kann in discard.email Anhänge empfangen:

    discard.email: Anhang

    discard.email: Anhang

  • Diverse Domains: Man kann verschiedene Domains als Absender verwenden – auch die eigene (siehe unten)
  • Spamfilter: wer’s braucht … sicher auch, weil sich gängige Adressen bald “abnutzen” und mit Spams vollsaugen …
  • Spam-Pranger: Von geringem Nutzwert, aber mal ganz interessant: https://discard.email/pillory.htm

Vorsicht: Jeder kann reinsehen!

Ja. Denn die Bookmark-Funktion ermöglicht schnellen Zugriff auf die Inbox: Man hat dann einfach einen Link wie https://discard.email/inbox/rumpelstilzchen@discard.email, kann diesen als Lesezeichen speichern und schnell abrufen. Praktisch, aber: JEDER KANN DAS!

VORSICHT:
Auf diese Weise können Außenstehende Einblick in die Mails anderer Personen nehmen, siehe etwa für “test@discard.email” diesen Link: discard.email/inbox/test@discard.email.

Gleiches gilt für die RSS-Feed-Funktion, hier der “gekaperte” Feed von “test@discard.email”:

discard.email: RSS-Feed

discard.email: RSS-Feed (in Netvibes)

Abhilfe schafft es, beim Anmelden eine der im Listenfeld Domain angegebenen Adressen mit (PW) am Ende auszuwählen …

discard.email mit Passwort nutzen

discard.email mit Passwort nutzen

und dann, nach dem Aufruf des Posteingangs, links Passwort setzen zu wählen (nur sichtbar, wenn mit (PW) angemeldet!). Dann ist die Bookmark-URL immer noch nutzbar, aber eben passwortgeschützt.

Zusätzliche Sicherheit:
Bei Registrierungen als Namen (!!!) was Exotisches nehmen, zum Beispiel ein zweckentfremdetes, generiertes 32-Zeichen-Passwort wie LLVtkoSkRPJ6YdXvePDtCSNNqxk2vYZA. Das führt zu einer E-Mail wie LLVtkoSkRPJ6YdXvePDtCSNNqxk2vY@discard.email (die vielleicht nicht jeder Dienst schluckt, dann halt weniger Zeichen nehmen) und zu einem Bookmark wie https://discard.email/inbox/LLVtkoSkRPJ6YdXvePDtCSNNqxk2vY@discard.email, dessen Brute-Force- bzw. Auf-gut-Glück-“Hackbarkeit” doch ziemlich erschwert ist.

Interessante Idee: eigene Domain

Trashmail mit discard.emailDas Problem typischer Trashmail-Dienste ist, dass sich natürlich schnell herum spricht, dass Dienste wie discard.email existieren. Webmaster bauen daher gleich Filter ein, die solche Adressen etwa für Kommentare oder bei der Registrierung ausschließen („Blacklisting“).
Hier bringt discard.email eine interessante Idee ins Spiel, nämlich: Jedermann kann seine eigene Domain nutzen. Ich könnte also zum Beispiel @unsicherheitsblog.de-Adresse verwenden (was natürlich die Anonymität der Trashmail-Adresse reduziert).
Mehr noch: Man kann seine Domain auch öffentlich anbieten – und damit nicht nur discard.mail was davon hat, kriegt man einen Werbebanner, den alle sehen, die *diese* Domain benutzen. Ich finde das ausgesprochen clever und eine interessante Werbeform, wenn auch nur bei Domains, die man ohnehin nicht ernsthaft nutzt – denn natürlich werden dann u.U. eines Tages die eigenen Domains geblacklistet!
(->Info)

Fazit: discard.email

Das neue discard.email ist ein prima Trashmail-Dienst mit vielen interessanten Funktionen, der durchaus Maßstäbe setzt.

10 Trashmail-Alternativen finden Sie im Beitrag
Wegwerf-E-Mail-Adressen: 10 Trashmail-Dienste.

“Ich sehe kein Menü!”

Bei kleinen Auflösungen wird das Menü ausgeblendet: Nehmen Sie das Symbol mit den drei Balken links oben, um es einzublenden.
discard.email: Menü einblenden

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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