Telekomiker-Infografik: “Flatrate” = pro Tag 33 Websites *oder* 2 Stunden Internet-Radio *oder* 1/10 Film #Drosselkom

Ganz ehrlich: Die “Netzneutralität” geht mir am Arsch vorbei. 1. Sie existiert schon beim Kabelnetz nicht. 2. Offline gibt’s sowas gar nicht. 3. Ich kann verstehen, dass einige Provider keinen Bock mehr haben, monatlich 100+ Gig Porno-Filesharing dulden zu müssen. 4. Ich kann sogar verstehen, dass die Telekom sabbert, wenn Apple und Amazon von jedem App- und jedem eBook-Sales Prozente abgreifen, aber die Rosa Infrastruktur leer ausgeht.

Ich dachte mir sogar:
“Na ja, 75 Gig, mehr brauchst Du eh nicht. Was also soll der Hype?”.

Doch dann beschenkten uns die Telekomiker mit dieser Infografik:

Wie Telekomiker sich einen Power-User vorstellen - Quelle: www.telekom.de/netz-der-zukunft

Wie Telekomiker sich einen Power-User vorstellen – Quelle: www.telekom.de/netz-der-zukunft

1/10 Film *oder* 2 Stunden Netzradio

Gemessen an meinem Verhalten:

  • 3 HD-Filme im Monat dürfte ich dann noch sehen. Auwei. Ich bin doch tatsächlich Maxdome- und Lovefilm-Kunde. Und ich sehe deutlich mehr, weil ich nämlich werbefinanziertes Privat-TV nicht ertragen kann, zugleich aber Filmfan und Serienjunkie bin. Selbst wenn ich nur ein einziges HD-Filmchen pro Wochenende sehen wollte, wäre ich bei der Drosselkom schon falsch dran. 3 HD-Filme pro M0nat = 1/10 Film pro Tag. Kündigungsgrund.
  • 2 Stunden Netzradio – am TAG!!! WAHAHA! – Nun, zugegeben, es mag ein Fehler gewesen sein, den rauschenden, knisternden UKW-Empfänger rauszuschmeißen und auch kein Vertrauen in den mehrfachen Fehlstart von DAB/Digital Radio gehabt zu haben. Aber Fakt ist nun mal, das bei mir den ganzen Tag Webradio läuft. Weil es das beste ist, was es gibt. Kündigungsgrund.

Hier könnte man noch sagen: Na, dann nimm halt “Entertain”, dann zahlst Du für Filme nichts. Dazu sei zu sagen: Ich wohne in München Mitte und hatte 2011 Entertain beantragt. Die zugehörige Kiste wurde geliefert, sofort fiel für sie monatliche Miete an. Der Tarif hingegen wurde nie gebucht, er war daher nie nutzbar, die monatlich Gebühren kassierende Kiste war so nutzlos wie ein Frühstücksbrettchen mit HDMI-Ausgang. Ein Dutzend Besuche in verschiedenen T-Punkten plus Anrufstunden bei Hotlines hatten nach etwa einem halben Jahr zum Ergebnis, dass man mir unter der Hand riet, zum Nicht-Entertain-Tarif zurückzuwechseln (wodurch übrigens erneut 24 Monate Laufzeit bis zur nächstmöglichen Kündigung anliefen), weil ich aus Gründen, die einfach niemand herausfinden konnte (die im Verlauf genannten Gründe waren vielfältig und ändern sich ständig und waren meiner späteren Einschätzung nach durchweg frei erfunden), kein Entertain buchen konnte. [Verbalinjurien hier einsetzen]!!!

13 Fotos, 33 Websites pro Tag

  • 400 Fotos monatlich in hoher Qualität darf ich  ansehen? Das sind dann ja doch schon 13 Fotos pro Tag angucken. Gnihihi… Kündigungsgrund.
  • 16 Stunden Online-Gaming pro Monat?!? Als Disziplinierungsmaßname für den Nachwuchs geht das in Ordnung – soll der Lütte gefälligst seine Hausaufgaben machen. (Hat einer der Verantwortlichen jemals ein Onlinegame gespielt? 16 Stunden spielt man an einem Tag weg.) Kündigungsgrund.
  • 1000 Websites pro Monat aufrufen – WOW! Das sind ja immerhin täglich fast 33 Websites!
    Sehr geil!!! Und noch ein Kündigungsgrund.
  • Zur Erinnerung: Wir reden hier immerhin von einem Angebot, das die Telekomiker “Internet-Flatrate” nennen.

Es ist nicht anders zu erklären: In diesem Unternehmen müssen irgendwo Leute sitzen, die es absichtsvoll zugrunde richten wollen. Andererseits ist vielleicht genau das der Plan: Wer weiß, dass er mehr als 75 GB braucht, der soll zur Konkurrenz gehen. So bleiben der Drosselkom dann ewinige Wenig-Verbraucher, die aber weiterhin viel zahlen. (Und wenn die Bude dann pleite ist, wird sie gewiss von Steuergeldern saniert, weil systemrelevant. My ass…)

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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