Seltsame Angebote aus Eichstätt und Thalmässing

In meinem Impressum steht zum Beispiel, dass man Links nicht kaufen kann. Es muss ja wahnsinnig schwer sein, das zu lesen. Aber nur weil man “Links nicht kaufen” kann, muss das ja nicht heißen, dass ich mir nicht irgendeine *sinnvolle* Kooperation vorstellen kann, die bei der Finanzierung dieses Blogs hilft, auch wenn Finanzierung nicht mein Primärinteresse ist.

Aber.

Lachhafte Beträge

Was die Anbieter zu zahlen bereits sind, das bewegt sich zwischen 30 und 70 Euro, selten (aktuell ein Fall) 100 Euro. So wenig ist es denen wert, dass ich Sie, liebe Leser, mit einem Link, für den ich sonst mit meiner Person einstehe, auf deren Website schicke.

Es mag jetzt möglicherweise nur mir persönlich zu wenig Geld sein, um dafür mein Projekt zu verraten. Ich meine, für 30 Euro kann man sich ja mehr als drei gute warme Mahlzeiten kochen, und satte 100 Mücken sind jetzt wahrlich kein nichtiger Pappenstiel. Ich nehme also an, dass nicht wenige Blogger sich darauf einlassen. Aber das ist reine Spekulation.

Nicht passende Angebote

Nehmen wir an, es gäbe einen Shop mit Sicherheitsprodukten. Es bräche mir eigentlich kein Stein aus der Krone, auf diesen Shop hinzuweisen – jeder hätte etwas von der “Produktinformation”: der Shop, ich, der Leser. Ein Win-Win-Win-Szenario. Ich hätte auch kein Problem damit, ScareWare.de durch einen Antivirenfritzen sponsern zu lassen, solange es nicht M… und N… sind, es klar kommuniziert wird und es mich nicht in meinen Aussagen einschränkt.

Indes mahlen die Mühlen des Web-Marketings anders. Zum Beispiel hat es noch nie ein Angebot gegeben, das thematisch zu ScareWare.de gepasst hätte. Weil es sich in Wirklichkeit keiner der “Marketing-Experten” je anschaut. Persönliche Ansprache – Null. Das ist, als würde ich Werbefläche über den Urinalen des Swinger Clubs eines Satanisten-Vereins verkaufen und bei der katholischen Kirche anfragen: Hey, wollt ihr da nicht Werbung schalten?

Doofe Anschreiben: bin ich nun Blog oder nicht?

Doofe Anschreiben: bin ich nun Blog oder nicht?

Selbsternannte Internet-Marketing-Experten schreiben mir in noch wortreicheren Mails (per Cut &  Paste), wie toll sie das Blog hier finden und wie gut ihr Kunde zu genau diesem Thema passen würde. Hahaha! Und dann ist es doch nur wieder irgendein Poker-Casino-Quatsch. Oder es sind Mode-Shops. Argh!: Wie sollte ich sowas, selbst wenn ich es wollte, hier unterbringen? Wenn ich hier plötzlich einen Beitrag über goldene Gürtelschnallen schreiben würde – welcher ScareWare.de-Leser würde das nicht seltsam finden? Denken diese Marketingfritzen ein einziges Mal nach?

Hier zum Beispiel Carsten W. vom SEO-Spammer von bestereferenzierung.com, der das “wirklich gute Design” meiner Website “schätzt” – einer Seite leider, die gar nicht meine ist:

Nur eine Mail von Dutzenden. Was sind das für Kunden, die solch jämmerliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen? Ich hätte gute Lust, deren Kundenlisten mal anzugehen und ihnen allen mitzuteilen, das sie Leute engagiert haben, die vor allem *eine* “Kommunikations-Strategie” haben:

Wirft man genug Scheiße an die Wand, bleibt vielleicht ein bisschen was davon kleben.

Unpassendes Verhalten

Stets kommt eine vage Mail, die allgemeines Interesse bekundet und Details auf Anfrage verspricht. Ich erfragte daraufhin 2011 häufig Details der möglichen Kooperation und Namen spezifischer Kunden. Die Antworten darauf gingen auseinander. Ich hatte einige Kandidaten, die mir dann direkt mit erwähntem Poker/Casino-Quatsch kamen. Auf so einen unpassenden Käse reagiere ich dann gar nicht mehr, denn es ist einfach unter meiner Würde. Und Zeitverschwendung: Wer sich die Zeit nicht nimmt, anzusehen, wie das Umfeld von ScareWare.de aussieht und ob das Angebot dort wirklich passen könnte, kann von mir nicht die Zeit verlangen, sein Angebot ernsthaft zu prüfen. Go to hell, Sucker!

Einer war so hartnäckig, dass er mir regelmäßig Erinnerungsmails schrieb, monatelang:

Matthias K.: Message erhalten?

Matthias K. wollte ganz sicher gehen, dass ich die Message erhalten hatte...

Mal ganz ehrlich: Wäre das nicht ganz deutlich von einer Software verschickt worden, das Verhalten des seriösen Herr Matthias K. mit seiner nicht mehr ganz so business-fähigen GMX-Adresse trüge meiner persönlichen Meinung ganz klar die Züge psychopathischen Verhaltens. Ein Werbe-Stalker. Einer aus der wachsenden Schar der Spam-Personen.

Was sind das für Vollpfosten, die glauben, angesichts ihrer lausigen Amateur-Kommunikation würde man sich auf irgendeine Geschäftsbeziehung einlassen?

Semi-Anonyme Scheinpersonen

Für mich hatte der Herr Matthias K. aus Thalmässing vor allem das Problem, dass er nicht zu existieren schien. Wer sich im Bereich Internet-Marketing umtriebig zeigt, der ist normalerweise zu finden, denn Internet-Marketing bedeutet ja heute leider, sich überall und auf allen Kanälen lautstark zum Affen zu machen. Xing, LinkedIn, Facebook, Irgendwo? Nein, nicht der Herr K., der auch unter seiner Postadresse, die er wohl zur Vertrauensbildung an jede Mail hängt, nicht telefonisch zu existieren scheint (oder auch nur den Eintrag im Telefonverzeichnis gesperrt hat; kann ja auch sein).

Etwas klüger war da schon der Herr Andreas S. aus Eichstätt. Der hat immerhin eine Website wie techlike°de, die rein gar nichts aussagt (nur eine Grafik). Und gab auch sehr schnell auf (ich hatte allerdings auch keinerlei Interesse bekundet, weil seine Mail zu sehr genauso aussah wie die von Matthias K.).

Auch Anna P. kommt scheinbar/anscheinend aus Eichstätt; sie ist das neueste Modell (Angebot: 100 Euro!) und scheint zu existieren – ein ganz kleines bisschen. Auch sie hat zum Beispiel eine Domain, die (mit einer ähnlich einfachen Grafik) vage Web-Services bewirbt und (nunmehr seit Monaten, ich beobachte das Ganze nun schon etwas länger) auf demnächst vertröstet (ich bin gespannt). Sie hat auch eine Facebook-Seite, die allerdings echt ist, weil sie einer ganz anderen, aber echten Anna P. gehört. Die sich übrigens nicht vorstellen kann, dass eine Person gleichen Namens im kleinen Eichstätt lebt. Und es liegt natürlich die Vermutung nahe, dass hier jemand eine Fake-Person dadurch tarnt, dass bei flüchtiger Prüfung (gibt es Anna P. in dieser Stadt?) die reale Person auftaucht (die aber woanders wohnt).

Die also wahrscheinlich falsche Anna P. ist telefonisch nicht unter der angegebenen Adresse zu erreichen oder auch nur aufzufinden. Und trotz “jahrelanger Erfahrung als Freiberuflerin im Bereich Online-Marketing” finde ich auch bei Anna P. aus Eichstätt, wie bei Matthias K. aus Thalmässing, kaum Spuren ihrer Arbeit.
Frau P. möchte zudem laut eigenem Bekunden in ihren Mails, dass ich die Rechnung für den gekauften Blogbeitrag nicht an sie stelle, sondern an eine Martha B. in Thalmässing. Oho! Und mehr: Ich soll sie bei dieser Rechnungsstellung nicht “erwähnen”.
Au weia, das riecht aber verdammt ungesetzlich, irgendwie, gefühlsmäßig jetzt.

Die Martha B. ist, wenn man etwas googelt, sehr umtriebig – aber eher hinter den Kulissen. Es ist nämlich vor allem der Andreas B. (identischer Nachname) aus Thalmässing, der als Ansprechpartner fungiert, ein überzeugendes Facebook-Profil hat, bei Xing auftaucht und auch sonst echte Spuren hinterlassen hat. Den gibt’s wirklich – endlich.

Checkt man aber, wem Anna Ps. Domain pickmedia.net gehört, kommt Anna P. in Eichstätt heraus – wow, sehr überzeugend. Allerdings führt Annas dort genannte andere Mail-Adresse wiederum zu mediapick.net, und diese Domain wiederum gehört, Sie ahnen es bereits, dem Andreas B. aus Thalmässing (der mit seiner Domain seo–works°de offiziell auch noch in Eichstätt firmiert, wo er wohl mal wohnte). (Der arme Kerl macht diese mühevolle Link-Kauf-Arbeit sichtlich schon, seitdem er 2005 seine Mail formuliert bekam.)

Nachtrag vom Mai: Okay, und beim Aufräumen finde ich eine Mail von C. Wiederer, die im Impressum ihrer Domain techdated.net nur C. Wieder heißt. Dabei kündet das Klingelschild am üblen Plattenbau der angegebenen Berliner Adresse immerhin vom Nachnamen Wiederer, allerdings ist die Domain natürlich wieder auf Martha B. in Thalmässing registriert und bei Xing gibt eine ganz andere Person die Domain als die seine aus. Frau Wiederer reagiert schon gar nicht mehr auf Mails, dabei fragte ich ganz freundlich und offen an, welche Art von “renommierten Unternehmen” bei mir “ihre Internetauftritte sehr unauffällig bewerben” möchten.

So legal das vielleicht auch alles ist, so merkwürdig kommt es doch mir persönlich vor. Ist das schon Identitätsbetrug?

(Die im ersteren Fall genutzte Idee, den Besitzer einer Domain über eine zweite Domainbesitzer zu verschleiern, finde ich zumindest ganz trickreich.)

Leider habe ich nicht genug Zeit und zunehmend weniger Lust, das alles weiter zu verfolgen, aber ich bin nicht allein:

  • eliasfischer.de hatte ebenfalls Kontakt mit Andreas S.,
  • der laut svens-blog.com und blog.bugie.de auch mal als Patrick S. auftritt (den es laut affiliate-networkxx.de/teilnehmer-2009-03-26.html wohl wirklich gibt, denn da ist er mit Kumpel Andreas B. auf einem Affiliate-Treff)
  • einen Herrn B. scheints auch zu geben
  • …ah, man muss nur  lange genug suchen: mit linkspam.wordpress.com hat sich schon ein Spezialist eingefunden, um internationale Beispiele zu sammeln (aber vielleicht will er auch nur den Suchbegriff besetzen…)
  • einen sehr guten einführenden Beitrag zu anderen Arten von Linkspam finden Sie bei kerstin-hoffmann.de (Teil 2 hier)

Abschließend sei den Fakes gesagt: Ihr seid erbärmlich.

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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