Scam-Spams: Schnelle Millionengelder aus Afrika

Er hat mir heute geschrieben:

“Ich vermute das diese E-Mail eine Überraschung für Sie sein wird, aber es ist wahr.Ich bin bei einer routinen Überprüfung in meiner Bank (Standard Bank von Süd Afrika) wo ich arbeite, auf einem Konto gestoßen, was nicht in anspruch genommen worden ist, wo derzeit $12,500,000 (zwölfmillionenfünfhundert US Dollar) gutgeschrieben sind.”

Tolle Sache. Folgendes wird sich aber herausstellen: sobald ich mit dem Herrn Kontakt aufnehme, wird mir klar werden, dass der Betrag nicht so ohne weiteres abzuheben ist. Eine Gebühr ist fällig, oder ich werde anderweitig erst etwas Geld investieren müssen, um “meine 30 Prozent” zu kriegen.

Mein Rat:

  • Ignorieren und löschen Sie solche Mails.
  • Antworten Sie nicht.
  • Glauben Sie nichts.

Wer auch immer 30% von Sehrvielgeld zu verschenken hat, wird es nicht gerade an SIE verschenken. Nie. Nicht weil Sie ein schlechter Mensch wären. Aber dafür gibt’s einfach Anwälte, das weiß man auch als Millionenerbe in Afrika.

Nigeria-Scam: Spams für den Vorschussbetrug

Diese Mails sind längst als “Nigeria-Scams” bekannt, weil in ihrer Frühzeit (so um 2002) die meisten dieser Mails aus Nigeria kamen und “scam” ein englisches Wort für Masche oder Beschiss ist. Sie sind also kein Schabernack, sondern wirklich eine handfeste Gaunerei, und zwar ein so genannter Vorschussbetrug. Den gibt’s übrigens auch außerhalb des Internets. Es geht dabei stets darum, dem Opfer mit einer dicken Stange Geld zuzuwinken, die er aber nur bekommt, wenn er vorher etwas Geld – eine Gebühr zum “Freikaufen” in die Hand nimmt. Diese Masche macht sich eine Erkenntnis aus der Psychologie zunutze, die ich mal auf Partyniveau wiedergebe: Menschen sind eher bereit, Geld auszugeben, wenn man ihnen einredet, dass sie damit einen möglichen Verlust – ganz unschuldig: den 50-%-Preisnachlass im Schlussverkauf – verhindern könnten.

Wer nicht glaubt, dass Leute tatsächlich auf so ein Angebot hereinfallen können: Auch wegen dieser Art von Betrug gründete der Nigerianische Staat etwa 2003 das EFCC, efccnigeria.org, und auch 2009 (siehe diese Meldung) wurde noch fleißig gegen diese erfolgreiche Art des Betruges ermittelt. (Hinweis an WOT-User: Die Seiten von efccnigeria.org werden von WOT derzeit rot markiert. Kann korrekt sein (die Site wurde gehackt, fiel in die Hände der organisierten Kriminalität), kann aber auch manipuliert sein (Kriminelle bringen durch WOT-Bewertungen echte Seiten in Misskredit). Ich habe gerade keine Zeit, es zu prüfen, daher nur der Rat: Besuch (wie immer) auf eigene Gefahr!).

Scam-Spams erkennen

Sie erkennen diese Art von Mails an folgenden Merkmalen:

  • Die meisten Scams sind Englisch, immer öfter kommen sie aber auch in Deutsch, allerdings mit vielen Fehlern.
  • Fast immer geht es um utopisch viel Geld.
  • Meist spielt sich der lukrative Deal in einem Drittwelt- oder Schwellenland ab. Wenn nicht das, dann jedenfalls in Asien oder (Ex-)Jugoslawien, gerne auch Krisengebiete. Kurz: Wo man nicht selbst hinfahren würde, weil es entweder teuer oder gefährlich sein könnte.
  • Es geht stets um Gelder aus einer Erbschaft, einem Gewinn oder aus einem Konzernvermögen.
  • Das Geld ist stets irgendwie nebulös “liegengeblieben”, weil jemand überraschend verstorben ist.
  • Kern des Betrugs: Oft müssen Sie zuerst etwas bezahlen, etwa eine Gebühr zum Auslösen, Schmiergeld, auch mal Waren zur Bestechung.
  • Kern des Betrugs: Man fordert Ihre Kontakt- und Bankdaten an. Merke: Niemals! Die Jungs räumen Ihnen ruckzuck Ihr Konto leer.
  • Verdächtig: "undisclosed-recipients" als Adressat, dazu verschiedene Absender

    Oft ist es “dringend“, weil Gesetze, Fristen oder andere Einflüsse zeitlichen Druck ausüben. Merke: Wer Ihnen auffällig Druck macht, will Sie meist betrügen.

  • Oft soll man den Deal “vertraulich” behandeln.
  • Oft sind die Mails komplett IN GROSSBUCHSTABEN gehalten – allerdings in letzter Zeit immer seltener.
  • Oft erkennen Sie eine Unstimmigkeit bei den E-Mail-Adressen: Im Scam-Spam rechts sind Absender, Antwort-an-Adrese und die im Mail genannte Adresse (nicht im Bild) drei unterschiedliche Werte. (Wozu eigentlich? Da schlägt grübelt doch schon der Spam-Filter!)
  • Oft sind der Adressat (=”An:”) nicht wirklich Sie mit Ihrer Mail-Adresse, sondern “undisclosed-recipients“, ein Hinweis darauf, 1. dass es sich um eine Massenmail an eine unsichtbare Adressliste handelt und 2. dass die Gauner wenig Know-how haben, wie man das vermeiden könnte.

Ich habe in einem Picasa-Webalbum mal eine Diashow mit verschiedenen typischen Scam-Spams gebastelt: Draufklicken bringt Sie nach Picasa (Google-Krake!), dort gibts dann Vergrößerung mit +-Lupe.

Weitere Scam-Infos:

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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