Microsoft Windows 10

Warum?

Der Name: Windows 10
Aus einem Grund, den niemand kennt, scheitert jede zweite Windows-Version. Windows Me war schlechter als Windows 98, Windows Vista schlechter als XP, Windows 8 schlechter als Windows 7 (falls mich jemand für einen Microsoft-Basher hält: Windows 98 SE lief passabel, XP war super, Windows 7 ist fast perfekt; und MS Office ist zwar Mist, aber die Alternativen sind noch schlechter). Nun warten wir alle, ja: auch ich, auf Windows 9, das endlich wieder gut werden soll.
Und was macht Microsoft? Sie überspringen diese Version und gehen gleich zur 10 über. Ich zünde eine Kerze an, dass das nicht wieder Pfusch wird.
Natürlich wollen Sie damit Mac OS X = 10 nacheifern demonstrieren, dass Windows 10 das Gelbe vom Ei ist. Wird es aber einmal mehr nicht sein. Seit Windows NT 3.51 ist Windows im Kern (relativ) gleich – mit einer wachsenden Zahl von Flicken -, nur die bunte Shell ändert sich jeweils radikal. Dagegen wäre wenig zu sagen, wenn es wenigstens dort eine kontinuierliche Verbesserung gäbe. Aber der Verhau wird ja nur immer schlimmer, man sehe sich nur die Systemsteuerung seit NT an.

Der Überall-das-gleiche-Windows-Schmarren
Windows 10 soll auf allen Plattformen das gleiche sein. Diese fixe Idee hat Microsoft wohl seit Windows 3.1x oder so. Damals war es einfach nur eine Marketing-Lüge, denn die NT-basierenden Windows waren anders als die DOS-basierenden Windows und die CE-Windowse waren noch einmal was anderes. Und schon damals war Microsoft nicht einmal in der Lage, wenigstens für die Nische der Kleingeräte (Mini-Notebooks & Smartphones) ein einheitliches und sinnvolles Mini-Windows zu schaffen. Mein Lieblingsgerät, ein HP Jornada 820, lief noch auf einem üblen Windows CE 2.x, obwohl es längst Pocket-Windows gab. Die fixe Idee, das CE-Windows müsste dann wenigstens so aussehen wie normales Windows, um die Marketing-Lüge des “Wir-haben-überall-das-gleiche-Windows” aufrecht zu erhalten, führte zu Unsinnigkeiten wie der Bedienung des Jornada 820 mit animiert aufpoppenden Fenstern (den Vollbildmodus, den Metro mit Windows 8 einführte, hat man damals herbeigesehnt). (HP Jornada 820: R.I.P.!)

Windows 10 (Bild: Microsoft)

Windows 10: überall das gleiche (Bild: Microsoft)

Nun also die gleiche Schei$e schon wieder. Wann wird Microsoft lernen, dass nicht “Windows” im Mittelpunkt des Nutzungserlebnisses von Windows steht, sondern “der Nutzer”. Und der hat nun mal einen völlig anderen Nutzungskontext, wenn er Windows auf einem Server, PC, einem Notebook, einem Tablet, einem Smartphone, in einem Internet-der-Dinge-Ding verwendet. Der variierenden Kontextsituation mit der stets gleichen Lösung entgegen zu treten, das ist dermaßen … Microsoft. Selbst WENN es so sein sollte, wie der Screen andeutet, dass sich die UI dem Gerät anpasst, so bleibt immer noch das Problem, das “echtes Windows” für kleine Geräte immer noch viel zu wuchtig ist, was sich ja an den unbefriedigenden Akkulaufzeiten zeigt.

Das Startmenü
Start-Button und Startmenü sollen wieder zurück kommen. Juchhu! Nachdem Microsoft es mit Windows 8 abschaffte und mit 8.1 wieder (und ein bisschen sehr halbherzig) zurück brachte, soll es mit Windows 9 10 nun also wieder so richtig vorhanden sein. Natürlich aufgebohrt mit Live-Kacheln (die keine Sau braucht), damit es wenigstens so aussieht wie Fortschritt. Nur: Das Startmenü war auf den Versionen Windows Pocket und Mobile (ich hatte mehrere) einer dieser grandiosen Braucht-in-diesem-Kontext-keiner-Schnapsideen, ähnlich wie Metro-Kacheln auf dem Desktop.

Windows 10: neues altes Startmenü mit Kacheln (Bild: Microsoft)

Windows 10: neues altes Startmenü mit neuen alten Kacheln (Bild: Microsoft)

Weil Überall-das-gleiche-Windows kommen wird, dürfen sich also auch die Nutzer von Windows-Phones (wo Metro-Kacheln absolut sinnvoll sind) garantiert wieder auf ein (dort überflüssiges) Start-Menü freuen.

Der einheitliche Shop
Yesssss! 2015 soll er endlich kommen: Der einheitliche Shop für Apps, direkt bei Microsoft. Ich sage dies als langjähriger Windows-Mobile-Nutzer (eines habe ich sogar noch, das HTC TyTN mit erstem UMTS, und ehrlich, ich gäbe was drum, hätte es nur einfach ein anderes OS), der TAGE damit verbrachte, irgendwo Windows-Mobile-Apps aufzutreiben (die dann aber meist nicht kompatibel waren mit dem damaligen Überall-das-gleiche-Windows, das leider auf jedem System ein anderes Gleiches war): etwas früher ging es wirklich nicht?
Das ist ja nur 7 Jahre nach Apple und Google (jeweils anno 2008).

Fenster sind Fenster …
… und lassen sich in der Größe verändern, umherschieben. Wow. Nur Microsoft schafft es, eine je nach Nutzungskontext nützliche, jahrelang etablierte Idee dogmatisch abzuschaffen – und danach als “Neuheit” wieder einzuführen.

Weitere Verbesserungen…
Snap-Enhancements sollen dafür sorgen, dass man leichter seine Fenster anordnen kann. Wowie-Zowie! Der Multi-Task-Umschalter zeigt nun noch mehr Klimbim, den dann alle mit Hilfe von Tipps abschalten werden (ich jedenfalls, weil die Fenster-Vorschau meist nichts aussagt, aber dafür verschleiert, um was für ne Anwendung es sich handelt). Multiple Desktops! Dann doch auch schon in Redmond angekommen … dafür musste man sicher Windows von Grund auf neu entwickeln … oder nahm man einfach das entsprechende PowerToy for Windows XP? Dateien schneller finden – wahrscheinlich wieder auf Kosten eines Rechners, der dann durchs ineffiziente Indizieren lahmgelegt wird.
Leider kein Wort darüber, ob die in Windows 8 etwas arg versteckten Backup-Funktionen (“Dateiversionsverlauf”, my Ass..) wieder etwas durchschaubarer werden…

Das alles kann natürlich ganz anders kommen. Windows 10 kann auch total super werden. Aber das alles klingt mir schon jetzt dermaßen marketingseifenblasig, dass ich geneigt bin, in dieser Hinsicht alle Hoffnung fahren zu lassen.

Mehr Infos:

https://www.youtube.com/watch?v=84NI5fjTfpQ

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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