Facebook-Nutzer fordern Transparenz und Kontrolle?

Die Studie selbst bleibt F-Secure leider schuldig, in der Pressemeldung finden sich aber einige interessante Angaben:

„Was selbsternannte Sicherheitsexperten immer wieder gepredigt haben, können wir von unserer Seite aus nicht bestätigen. Die Nutzer von Facebook achten sehr wohl auf den Schutz ihrer Privatsphäre. Während Facebook immer mehr Informationen öffentlich zugänglich macht, sind sich User mehr denn je bewusst, dass die Kontrolle über ihre sensiblen Daten auf dem Spiel steht.“

Merke: PR macht man immer gegen den Mainstream. Es mag trotzdem wahr sein.

„Bei unserer Umfrage haben 35 Prozent der Nutzer bestätigt, schon einmal auf Facebook Kommentare veröffentlicht zu haben, die sie später bereut haben. Diese Einsicht kommt für viele aber zu spät. Egal, ob dabei Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden sind oder nicht: was einmal online gestellt wurde, lässt sich nur schwer wieder zurücknehmen. Wir können nur jedem Nutzer raten, sich genau zu überlegen, welcher Inhalt verbreitet wird, sonst kann die Geschichte schnell zu einem Bumerang werden.“

Klingt realistisch.

Das Thema „Backup“ spielt bei Facebook-Usern mittlerweile eine übergeordnete Rolle. So gaben 70 Prozent an, regelmäßig Sicherheitskopien von Bildern zu erstellen, die auf dem eigenen Account veröffentlicht wurden. Eine Steigerung um 14 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage aus dem Jahr 2009.

Da kichere ich ehrlich gesagt leise, das halte ich für absolut unrealistisch. Leider liegt nicht offen, wie die Fragestellung aussah, denn in ihre präzisen Formulierung mögen die 70 Prozent-Backup-Quote ihren Grund haben. Ich glaube sie nicht. Das mache ja nicht mal ich!

„Facebook wird uns gerne als kostenloser Service verkauft“, so Sean Sullivan von F-Secure. „Tatsächlich ‚zahlen‘ aber die User für ihre Mitgliedschaft, indem sie mit Werbung konfrontiert werden. Darüber hinaus wird das digitale Leben im Internet ausspioniert und Daten mittels Sharing auf der ganzen Welt verbreitet, wovon im schlimmsten Fall Dritte profitieren.”

Davon darf man ausgehen.

“Die Nutzer lassen sich auf diesen Handel ein, fordern aber auch mehr Transparenz und Kontrolle: Sie wollen wissen, welche Daten veröffentlicht und fast noch wichtiger, an wen ihr digitales Eigentum adressiert wird.“

Soso … nun, man wird sehen. Ich persönlich kann nicht glauben, dass jeder seine Privatsphäre aufgibt – doch die 3 bis 12 Prozent der Digital-Nerds, die sich selber als Elite sehen, werden gewiss nicht ihren Ruf als progressive Social-Media-Experten aufs Spiel setzen, nur um ein bisschen Sicherheit zu kriegen.

Andreas Winterer

Andreas Winterer ist Journalist, Buchautor und Blogger und beschäftigt sich seit 1992 mit Sicherheitsthemen. Auf unsicherheitsblog.de will er digitale Aufklärung zu Sicherheitsthemen bieten – auf dem Niveau 'normaler Nutzer' und ohne falsche Paranoia. Auf der Nachbarseite passwortbibel.de geht's um Passwörter. Bitte kaufen Sie eines seiner Bücher.

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